In Werne habe ich meine Pilger-Unterkunft in einem Kapuzinerkloster gefunden. Wie ich schon schrieb, war ich pünktlich um 15 Uhr, total fertig da..  am Eingang direkt neben dem Eingang zur Kirche, vor der gerade eine Hochzeitsgesellschaft wartete, die mich dann doch etwas merkwürdig beäugte.  Für mich als Pilger eine durchaus amüsante Situation.

Meine Unterkunft war auf dem Klostergelände, genauer gesagt befand sie sich auf der Klostermauer. Genannt wird es das Pesthaus. Der Name hat seinen Ursprung darin, dass in diesem Haus die Patres wohnten, die sich damals um die Pestkranken gekümmert haben. Heute ist das Haus liebevoll renoviert und sehr gemütlich als Pilgerherberge eingerichtet.

Bei meiner Ankunft und Einquartierung wurde ich auch hier zu nächsten Messe eingeladen, diese fand am darauf folgenden Morgen um 7 Uhr statt und nach der Messe war ich zum gemeinsamen Frühstück mit den Patres eingeladen. Diese Einladungen habe ich beide dankend angenommen und mir mal wieder keine weiteren Gedanken gemacht.

Nach einer erholsamen Nacht, stand ich also um halb sieben auf machte mich etwas frisch ( Deo-Dusche) zog mein Pilger-Outfit an und machte mich auf den Weg in die Kirche. Ja, wir Pilger sind zeitlose Menschen, zunächst wunderte ich mich das so viele Menschen morgens um 7 Uhr in die Kirche gehen und wie schick die alle so sind,  dann wurde mir schlagartig etwas klar – es war SONNTAG – und Herman der Pilger sieht aus wie Lumpie…. Tja was soll ich sagen.. Ich glaube ich bin schon ein klein wenig aufgefallen. Ich musste zwischendurch,bei dem Gedanken daran, was die Menschen wohl gerade über mich denken echt schmunzeln. Aber auch das ist eine wichtige Erfahrung: wie sich ein Mensch fühlt, wenn er das Gefühl hat oder bekommt, nicht dazu zu gehören. Wahrlich als Dauerzustand, würde auch mir dabei das Schmunzeln vergehen.

Pesthaus im Kapuzinerkloster Werne

Das Pesthaus auf der Klostermauer.

Dann kam mein persönliches Highlight, ihr habt ja nun mitbekommen, dass ich gerne Klöster als Herberge suche und ganz besonders auch den Kontakt zu den Bewohnern, so war es für mich eine wirklich ganz besondere Freude, im wahrsten Sinn des Wortes, mitten unter ihnen zu frühstücken. Wir waren zu sechst an einen großen Tisch. Herrlich, ganz ehrlich.

Der Respekt und liebevolle Umgang untereinander fasziniert mich immer wieder eben so wie die aufkommenden Gespräche die sich mit mir entwickeln, so konnte ich lange mit dem Pater der zuvor noch die Predigt gehalten hat, über Hochzeiten diskutieren…. Nein- eigentlich habe ich mir sehr interessiert angehört was der Pater berichtet, wie einige Paare die Kirche und den Pastor mehr als coole Location für ein echt tolles Event sehen ..und dabei den Glaubens Aspekt und die kirchliche Tradition nicht wirklich beachten oder sehen wollen. Ich muss zugeben, dass ich bei einigen Beispielen auch echt verdutzt geschaut habe.

Wie seht ihr das eigentlich,  folgendes Beispiel: Eine Frau die schon lange mit ihrem Partner zusammenlebt und die schon ein gemeinsames Kind haben, hält es selbstverständlich in  der Kirche in weiss zu heiraten. Wäre das für Euch?

Kirche ist ja nach wie vor noch „angesagt“ zum Heiraten das bestätigen alle Geistlichen beide Konfessionen. Doch geht es dabei um Glaube oder um eine coole bzw. Romantische Location? Sagt mal, wie ihr das seht.

Ferner ist mir bewusst geworden, auch deutlich gesagt worden, Klöster werden aussterben, sie haben ein massives Nachwuchsproblem und die Lücke ist schon so groß, dass es wohl nicht mehr aufzuhalten ist, das in absehbarer Zeit ein Kloster nachdem anderen seine Pforten dicht macht.

Wenn man wie ich jetzt die letzte Zeit einige Klöster und ihrer Bewohner kennenlernen konnte und durfte, dann verwundert es mich wirklich sehr, dass es kaum noch Menschen gibt die sich dazu entschließen ihr Leben in den Dienst eines Ordens zu stellen.

Ich möchte das hier auch nicht analysieren oder bewerten, ich kann nur sagen, es wundert mich sehr und auch das beschäftigt mich auf meinem weiteren Weg, der mich nun über Lünen nach Dortmund führt.

Darüber dann bald in Kürze mehr.

Eucht einen guten Weg.